Plenum 13.11.2008. Wortbeitrag Bernd Lang.

Aktuelle Stunde zur Unterrichtsversorgung

 

 

Anrede,

 

In Rheinland-Pfalz gibt es mehr als 1.600 allgemeinbildende Schulen. In diesem Schuljahr beträgt die Unterrichtsversorgung 98,3 Prozent. Und zwar für den Pflichtunterricht nach der Stundentafel sowie für die Differenzierung und die Förderung. Was fehlt an der höchsten Vollkommenheit ?  Ganze 1,7 Prozent.

Wer vor diesem Hintergrund hier in hysterischer Form mit übertriebener Gestik, mit übertriebener Mimik und mit übertriebener Rhetorik den Kritiker spielt, macht sich lächerlich.

 

In diesem Jahr sind 865 Stellen durch Ruhestand frei geworden. Sämtliche 865 Stellen sind neu besetzt worden. Darüber hinaus sind 220 Lehrerstellen in diesem Schuljahr völlig neu, also zusätzlich, geschaffen worden.  Im vergangenen Jahr waren das 240 neue, zusätzliche Stellen. Macht in der Summe 460 in zwei Jahren. Das war das Kernstück der Bildungshaushalte 2007 und 2008. Darüber wurde hier im Parlament im Dezember 2006 beraten und abgestimmt. Und die CDU hat mit Nein gestimmt. Sie haben keinen Antrag gestellt, dass es mehr sein sollten. Ein solcher Antrag mit Finanzierungsvorschlag wäre Ihr gutes Recht gewesen. Fehlanzeige. Nein sagen allein reicht nicht. Ich wiederhole: Wer vor diesem Hintergrund hier in hysterischer Art und Weise mit übertriebener Gestik, mit übertriebener Mimik und mit übertriebener Rhetorik den Kritiker spielt, macht sich lächerlich.

 

Was die beiden kommenden Jahre angeht, finden Sie im Entwurf des Doppelhaushaltes 2009/2010 jährlich jeweils 190 zusätzliche Stellen. Der Aufbau der neuen Realschule Plus wird gute Startbedingungen haben ! An dieser Stelle ist ein Blick zurück mehr als angebracht: Seit 1991 sind insgesamt sage und schreibe rund 5.000 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen und besetzt worden.

 

Zur Beschreibung der Wirklichkeit gehört auch das deutliche Aufstocken der Mittel für Aushilfs- und Vertretungskräfte. Hier die Ansätze:

2008          54,9 Mio. EURO,

2009          62,2 Mio. EURO, das sind 7,3 Mio. Euro mehr,

2010          63,2 Mio. EURO, das sind 8,3 Mio. Euro mehr gegenüber 2008.

 

 Rheinland-Pfalz hat gewaltige Anstrengungen unternommen, um die Plätze im Vorbereitungsdienst für Lehrämter aufzustocken. Zwischen März 2000 und März 2008 ist die Zahl der Anwärter um 35 Prozent gestiegen. Blickt man auf die Gymnasien, fand eine Steigerung um 65 Prozent statt. Bezieht man die Seminarplätze für Seiteneinsteiger mit ein, waren es 90 Prozent mehr.  Diese Aufstockung ist ein Kraftakt. Ich möchte insbesondere den Ausbildungsschulen danken, die sich mächtig für den Lehrernachwuchs ins Zeug legen. Bei dieser Aufstockung wird es nicht bleiben. Unsere Absicht ist, zusätzliche Seminarplätze für Lehramtsanwärter an Gymnasien einzurichten, da der Bedarf nochmals gestiegen ist. Von dieser Absicht hat unser Fraktionsvorsitzender Jochen Hartloff im Oktober  die Schulelternbeiräte, die Personalvertretungen und die Schülervertretungen im Land informiert. Wenn diese Absicht die Unterstützung der CDU-Fraktion finden sollte, freut uns das . Nur bitte nicht vergessen, im Dezember für den Bildungshaushalt dann auch die Hand zu heben.

Insgesamt sind seit 1991  1.600 Seminarplätze zusätzlich für den Vorbereitungsdienst von Lehramtsanwärtern geschaffen worden. Sie haben sich damit verdreifacht. Ich sage es noch einmal: In diesem Zeitraum hat sich die Zahl der Seminarplätze verdreifacht !!!

 

Die Programme für Seiten- und Quereinsteiger helfen ebenfalls spürbar. Damit können sich Menschen die nötigen Qualifikationen aneignen, um von ihrem derzeitigen Beruf in den Lehrerberuf zu wechseln. Seit 2001 konnten durch die Programme über 1.200 Menschen gewonnen werden, die sich für den Lehrberuf entschieden haben.

 

Auch die Reform der Lehrerbildung sorgt dafür, dass Theorie und Praxis ganz eng zusammengeführt werden, nicht nebeneinander stehen. Mit dem Ziel, dass unsere künftigen Lehrkräfte noch besser auf ihren komplexen Beruf vorbereitet werden.

 

Selbst die allergrößten Anstrengungen stoßen auf Grenzen. Der Lehrermarkt für Physik, Chemie, Mathematik und Latein ist angespannt, um nicht zu sagen  „leergefegt“. Gute Programme ersetzen keine Bewerbungen. Deshalb gibt es Jahr für Jahr die Empfehlungen des Ministeriums zum Lehramtsstudium. Auf 20 Seiten für jede Schulart.  Aber auch diese Empfehlungen laufen dann ins Leere, wenn junge Menschen mit Hochschulreife in zahlreichen Bundesländern vom Studium abgeschreckt werden. Studiengebühren sind nicht nur ein Schaden für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie sind auch ein Schaden für den Bildungsstandort Deutschland. Studiengebühren gehören in die Tonne !

MEHR ZUSÄTZLICHE LEHRERSTELLEN.

MEHR ZUSÄTZLICHE SEMINARPLÄTZE.

MEHR GELD FÜR VERTRETUNGS- UND AUSHILFSKRÄFTE.

GROßE CHANCEN FÜR SEITEN- UND QUEREINSTEIGER.

Das sind unsere Schritte, um die Unterrichtsversorgung zu gewährleisten. Und zwar auf sehr, sehr hohem Niveau.

Zur höchsten Vollkommenheit fehlen gerade einmal 1,7 Prozent !

 

Ein Wort zur CDU-Internet-Umfrage zur Unterrichtsversorgung: Sie ist nicht repräsentativ. Das haben Sie selbst eingestanden.

Dubios ist gar kein Ausdruck. Schulen werden angeführt, an denen Unterrichtsstunden ausgefallen seien. Fächer werden genannt.

Aber selten eine  Information, in welcher Klasse.

Und selten eine Information, an welchem Tag, aus welchem Grund und ob dauerhaft oder Einzelfall.

Sie vereiteln jegliche Form der Nachprüfung.

Sie öffnen wissentlich der Manipulation Tür und Tor.

 

Anders die Landesregierung:

Sie wird Schulart für Schulart,

 Schule für Schule

das IST dem SOLL gegenüberstellen und absolute Transparenz möglich machen. Dann kann nachgeprüft werden ! Und dann kann auf dieser Grundlage das Zahlenwerk Standort für Standort exakt bewertet werden.

 

Die CDU-Fraktion hat in den letzten Tagen viele teure und einige unglaublich teure Forderungen aufgestellt. Und die Finanzierung vergessen. Unsolide ist gar kein Ausdruck. Das Blaue vom Himmel versprechen ist kein Kunststück. Aber auch keine Politik. Als Füllhorn-Politiker und Goldesel-Politiker ans Mikrofon treten ist kein Kunststück. Aber auch keine Politik.

 

Sie machen es sich auf der ganzen Linie zu einfach. Das ist das Ergebnis dieser Aktuellen Stunde. Im Fußball nennt man das „Eigentor“.

 

 

13. November 2008

 

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